Statement zur verschärften Einwanderungspolitik der britischen Regierung
Blog / 17. April 2023Wohin führen die neuen höheren Strafen der britischen Regierung, mit denen Speditionen und Fahrer für – unwissentliche – unerlaubte Grenzübertritte illegaler Einwanderer auf ihren LKWs belangt werden?
Ein hochsensibles Thema, aber dennoch eines, das in der Logistik-Branche zurzeit für viel Furore sorgt: Unverändert viele Flüchtlinge wollen über den Ärmelkanal von Calais nach Großbritannien gelangen. Warum sie ausgerechnet nach Großbritannien wollen, ist eine durchaus unbequeme Frage, denn Flüchtlinge, die es bis nach Calais geschafft haben, haben bereits mehrere sichere EU-Staaten durchquert. Auch, wenn sie also nicht mehr ausschließlich auf der Suche nach Asyl zu sein scheinen, gibt es Antworten hierauf: In England warten bei Betretung des Landes sichere Sozialleistungen, die globale Sprache Englisch ist Landessprache und – da einer der Hauptgründe für Flucht nicht unbedingt Armut, sondern in statistisch gesehen am häufigsten Krieg ist – hier leben aufgrund der Kolonialgeschichte seit Jahrhunderten Menschen, die aus der eigenen Heimat stammen. In Großbritannien gibt es im Zweifel also mehr Anlaufstellen, Bekannte, Familie und Gemeinschaften.
Dass Menschen ihre Heimat verlassen müssen und große Gefahren eingehen, um ein Leben in Sicherheit zu führen, wollen wir nicht verurteilen – im Gegenteil. Doch für die Logistik-Branche tut sich hier ein großes Problem auf: In Calais springen weiterhin Flüchtlinge auf LKWs auf, um so illegal nach Großbritannien zu gelangen. Und die britische Regierung reagiert: Die Strafe für das entsprechende Logistikunternehmen sowie für den – in den allermeisten Fällen unwissenden Fahrer – wurde von 2.000 € auf 10.000 € erhöht – und das pro sich im LKW befindlichen Flüchtling. Werden Flüchtlinge bei einer Kontrolle im LKW entdeckt, droht dem Fahrer zudem zunächst die Unterbringung in Untersuchungshaft, bis die Sachlage geklärt ist. Das Ergebnis:Immer mehr Speditionen und Fahrer weigern sich, die Überfahrt nach Großbritannien auf sich zu nehmen. Wer es trotzdem tut, setzt sich der Gefahr dieser immensen monetären Strafen aus. Hinzu kommt, dass sich auch unwissentlich transportierte Flüchtlinge einer hohen Gefahr ausliefern. So werden sie zum Beispiel in Kühltransporten oder in großen Gruppen zusammengepfercht ohne Nahrung und Wasser ungesichert im Auflieger aufgelesen – das bedeutet akute Lebensgefahr!
Was Logistik-Unternehmen wie Hammer, die die Reise nach England weiterhin antreten, tun können?
Jedes Unternehmen, das die Reise über den Ärmelkanal antritt, ist verpflichtet, vor Fahrtantritt nach Großbritannien eine Checkliste auszufüllen. Was sich banal anhört, ist mit einem enormen zeitlichen Aufwand verbunden, denn diese Checkliste versichert, dass der LKW von innen geprüft wurde, dass die gesamte Beladung so kontrolliert wurde, dass sich keine menschlichen Personen darin befinden, dass der Unterboden und das Dach des Fahrzeugs kontrolliert wurde und alle Öffnungen sicher verschlossen und versiegelt wurden. Zudem wird per GPS der Fahrtverlauf des Fahrzeugs mitgetrackt – bei jedem Zwischenstopp auf dem Weg nach Calais, ist der beschriebene Fahrzeug-Check mit allen Punkten zu wiederholen. Wird der Fahrer am Eurotunnel von der Grenzkontrolle festgehalten, weil dort unwissentlich doch Menschen auf den LKW gelangt sind, steht der Fahrer erst einmal unter Generalverdacht und wird festgesetzt. Das Checklisten-Dokument kann dann als Entlastung dienen.
Da das Problem bekannt ist, legen die meisten Fahrer auf dem Weg bis nach Calais keinen Zwischenstopp mehr ein, denn die Gefahr ist groß, dass hier Menschengruppen auf Rastplätzen die Gunst einer unbeobachteten Stunde nutzen, um illegalen Zugang zum Fahrzeug zu gelangen. Doch die größte Herausforderung wartet dann am Fuße des Eurotunnels selbst: Hier springen Menschen teils unter lebensgefährlichen Bedingungen auf rollende Fahrzeuge oder in die Zwischenräume der Zugmaschinen – und das oft zusammen mit Kindern – ohne dass Fahrer dies bemerken.
Dass verzweifelte Menschen solch eine Gefahr eingehen, um ein sicheres Leben zu führen, wollen wir in keiner Form verurteilen. Dennoch ist kritisch anzumerken, dass die Strafen für die illegale Einwanderung auf dem Rücken der Fahrer und der Speditionen ausgetragen werden. Das Resultat: Viele Lkw-Fahrer und Spediteure haben bereits aus verschiedenen Gründen ihre Dienste im Vereinigten Königreich eingestellt. Die zusätzlichen Ein- und Ausreiseverfahren und die daraus resultierende Gefahr von Verzögerungen sowie das Risiko der extrem hohen Strafen schrecken Fahrer und Transportunternehmen davon ab, das Vereinigte Königreich anzufahren.
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Yvonne Faber
Leiterin Marketing